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Giebel des Rathauses in Wolfach
02.09.2014

Barrierefrei durch den Schwarzwald

Rolli-Days starten in Wolfach

Sie wollten zeigen, dass der Schwarzwald ein Ausflugsziel für Alle sein kann – auch für Menschen mit Handicap. Diese Mission haben vier Rollstuhlfahrer Ende vergangener Woche im Rahmen der ersten „Rolli-Days“ im Naturpark Schwarzwald Mitte/Nord erfüllt. Die Teilnehmer um Organisator Hans-Peter Matt legten von Mittwoch bis Freitag insgesamt 60 Kilometer im Kinzigtal zurück und bewältigten dabei auch einen Anstieg von rund 700 Höhenmetern. Verantwortlich für das dreitägige Pilotprojekt „Rolli-Days“ waren der Naturpark und der Ortenaukreis. Veranstalter und Teilnehmer zogen beim Abschlussgespräch eine positive Bilanz.

Die Tour habe gezeigt, dass einzigartige Naturerlebnisse mit den richtigen Hilfsmitteln auch im Schwarzwald barrierefrei realisierbar seien. Die Erfahrungen der vier Teilnehmer sollen nun dafür genutzt werden, buchbare Angebote für Menschen mit Behinderungen in der Region zu etablieren und weiterzuentwickeln. „Unser Ziel ist es, solche Touren als festen Bestandteil unseres Jahresprogramms anzubieten“, erklärte Naturpark-Geschäftsführer Karl-Heinz Dunker. Wichtig sei dabei vor allem, touristische Angebote, Barrierefreiheit und Erreichbarkeit mit dem öffentlichen Personennahverkehr zu vernetzen.

Gruppenfoto Rolli-Days



Neben sportlichen Herausforderungen für die vier Teilnehmer aus der Ortenau und dem südlichen Kreis Rastatt standen während der Tour von Wolfach nach Ortenberg Informationen über die Region und Projekte des Naturparks im Mittelpunkt. So probierten sich die Rollstuhlfahrer beim Geocaching auf dem Flößerpfad Kinzigtal als moderne Schatzsucher und in der Dorotheenhütte Wolfach als geschickte Glasbläser.

Die Geschichte der Wolfacher Kinzigflösser wurde im Flösserpark vermittelt. Übernachtet wurde in Halbmeil in der barrierefreien Unterkunft der Freizeitanlage „Biesle“ Einen ganzen Tag lang begleitete ein Fernsehteam des SWR die Rollstuhlfahrer und hielt die Eindrücke der Tour fest. Kordula Kovac, CDU-Bundestagsabgeordnete und stellvertretende Bürgermeisterin von Wolfach, begrüßte die Teilnehmer beim Start der Tour in Wolfach auf dem Kinzigfloss beim Löwengarten in Halbmeil. Sie lobte die „Rolli-Days“ als „tolle Idee, die Schule machen wird“. Der Naturpark nehme beim Thema Barrierefreiheit eine Vorreiterrolle ein, sagte Kovac.

Rolli-Days - Fahrt durch Wolfach


Den Großteil der Strecke legten die Teilnehmer mit sogenannten Handbikes zurück, die per Hand betrieben und auch mit einem E-Bike-Motor ausgestattet werden können. „Dass man im Schwarzwald mit Handbikes fahren kann, wissen die wenigsten. Deshalb ist es wichtig, das nach außen zu tragen“, lobte Hans Erk aus Rheinau vor allem den barrierefreien Kinzigtal-Radweg und die Möglichkeit, auch die Seitentäler des Schwarzwalds zu entdecken. Es kommt auf das richtige Hilfsmittel an, dann ist alles möglich“, zog Hans-Peter Matt, der selbst im Rollstuhl sitzt und bereits viele barrierefreie Angebote für den Naturpark realisiert hat, ein positives Fazit.

Der Haslacher ist sich sicher, dass das Pilotprojekt „Rolli-Days“ Ansporn für Kommunen, Gastronomen und Beherbergungsbetriebe sein wird, künftig verstärkt barrierefreie Angebote mit ins Programm aufzunehmen. „Es geht dabei nicht nur um uns Rollstuhlfahrer. Auch andere Beeinträchtigungen sollte man im Blick haben. Unser Ziel ist die gelebte Inklusion“, sagte Matt. Für Peter Skerra aus Sasbach, der seit einem Unfall im Garten vor drei Jahren im Rollstuhl sitzt, war die dreitägige Tour ein Erlebnis, das im Gedächtnis bleibt – dank sportlicher Höhepunkte, spannender Vorträge und sehr guter Gastronomie. „Wir zeigen mit der Tour auch anderen Menschen, die auf den Rollstuhl angewiesen sind, dass sie den Schwarzwald kennenlernen können“, so Skerra. Der Bühler Jürgen Wäldele ist sich sicher, dass das Thema Barrierefreiheit immer wichtiger wird: „Wir werden schließlich alle älter.“